Sonntag, 5. Oktober 2014

Ragip Dragusha - Bergfee

 
Bergfee
 
Deine beiden Augen sah ich, Fee.
Erzählst du mir, wer dich begehrt?
Zur Quelle gehst du voller Lieder, Fee,...

und kehrst zurück so recht verklärt.
 
Deiner Augen prächtig‘ Glanz,
von Sonnenstrahlen erjagt,
lässt nahe keinen ganz,
verbrennt jeden, der es wagt.
 
Ist dir gar zu schwer das Fass,
das dir den Rücken müht?
Oder sind‘s die Schuh‘ im kühlen Nass,
die dir beengen das Gemüt?
 
So sprich doch, Fee, und sinne nicht!
Sag mir, was dich bedrückt.
Leide nicht so fern der Menschen Sicht,
sprich doch ein Wort, bleib nicht entrückt.
 
Niemals hab‘ ich aufgegeben,
bei der Mutter, die dich großgezogen!
Lass mich nur ein Mal in deine Nähe streben,
dich zu umarmen in deines Duftes Wogen.
 
„Nein, mein Junge, ich bin's nicht gewöhnt,
in jedermanns Augen zu blicken!“
„Bei dem einen Gott, der dich gekrönt:
Es zerreißt mir das Herz mit Stricken.“
 
Schenk mir doch, o Fee, dein Herz,
dass meine Seele es verführe.
Stell ab dein Fass voll Schmerz,
lass mich es tragen zu deiner Türe.
 
Dann komm doch, mein Jüngling,
dem der Berge Wälder Lieder singen,
denn dir gehört nun meiner Liebe Ring,
doch fürcht' ich, Schande über uns zu bringen.
 
Nein, liebste Fee, ewig will ich dich beglücken,
bei meiner Ehre, der teuren.
Schöne Blumen werden wir pflücken,
uns für immer ihrer freuen.
 
Wien, Oktober 2011
 

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