Montag, 15. September 2014

Ein Gedicht von Brahim Avdyli

Brahim (Ibish) Avdyli wurde 1960 im Dorf Morina, in den Gebirgen von Gjakova, geboren. Nach der Grundschule in Morina und Ponoshec besuchte er das Gymnasium “Hajdar Dushi” in Gjakova.
Schon in seiner Jugend widmete er sich der Kunst des Dichtens und war Mitglied von politischen Untergrundorganisationen, die für die Freiheit und Wiedervereinigung des albanischen Volkes kämpften. Als Mensch, der die Ungerechtigkeiten in Jugoslawien, vorallem die Unterdrückung seines Volkes, nicht duldete, erhob er durch sein dichterisches Schaffen seine Stimme des Protestes. Deswegen ist er auch als einer der am stärksten zensurierten und vom Regime verfolgten Dichter dieser Zeit bekannt.
Nachdem er das Gymnasium “Hajdar Dushi” in Gjakova abschlossen hatte begonner das Architekturstudium an der Technischen Fakultät der Universität Prishtina, welches er unterbrechen musste, da er sich aus wirtschaftlichen und politischen Gründen in die Schweiz ins Exil begab. Später absolbierte er an der Philologischen Fakultät der Universität Prishtina das Fernstudien, der albanischen Literatur und Sprachwissenschaft. Nachdem er sich von einem schweren Unfall erholt hatte, beendete er im Oktober 2010 sein Masterstudium an der Fakultät der politischen Wissenschaften an der Internationalen Universität in Struga.
Da er in Kosova, wie auch viele andere Intellektuelle, die dem Regime Wiederstand leisteten, keine Arbeitsstelle finden konnte, migrierte er 1979 und 1980 in die Schweiz, wo er auch heute noch lebt.
Im Jahr 1983 wurde sein erster Gedichtband „Im Schatten der Alpen“ vom Rilindja-Verlag in Prishtina veröffentlicht. Dieses erste literarische Werk des Autors wurde von den Lesern und der Literaturkritik sehr gut empfangen.
1986 wurde er vom literarirschen Verein “Jeronim De Rada” der Philosophischen Fakultät der Universität Prishtina zu einer Veranstaltung eingeladen. Seine Gedichte “Zuckungen” und “Die verrückten Pferde” wurden von der Jury mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Doch in der vom Regime kontrollierten Presse wurde Brahim Avdylis Vortrag als ein “feindlicher” Aufruf eines “Irredentisten” und eines “Nationalisten” für eine “Republik Kosova” bezeichnet. Seine literarische Arbeit wurde stark zensuriert, so wurde sein zweites Buch "Wenn Dodona aufwacht" wurde bis 1992 nicht veröffentlicht.
Neben seiner literarischen Aktivität hat sich Brahim Avdyli auch mit Publizistik befasst. Meist hat er über die ungelöste Frage des albanischen Volkes in Jugoslawien geschrieben. Von 1990 – 1995 hat er das politisch-soziale Magazin “Qëndresa" (Wiederstand) in der Schweiz geleitet.
Bislang hat Brahim Avdyli folgende literarische Werke veröffentlicht: “Im Schatten der Alpen”, Prishtina (1983); “Das rote Brot”, Zürich (1990); “Wenn Dodona aufwacht”, Prishtina (1992); “Der blutende Spiegel”, Tirana (1994); “Schreie aus der Tiefe der Hölle”, Tirana (1997); “Die Sprache meines Landes”, Tirana, (1999); “Schreie aus der Tiefe der Hölle”, zweite Ausgabe, Prishtina (2000); “Das verlorene Gleichgewicht”, Gjakova, (2003); “Die Spuren einer Zeit”, Prishtina, (2007); “Die Rinde des Todes”, Prishtina (2007); “Stelele Veşniciei”, ausgelesene und ins rumänische übersetzte Gedichte, Bukarest (2008); “Der Vogel des Gesanges”, ausgelesene Gedichte, Has – Kosova (2009), “Die albanische Migration in der Schweiz und ihre Bedeutung für die inernationalen Beziehungen", Publizistik, Brezi `81, Prishtina 2011 und "Unberühter Himmel" , Brezi `81, Prishtina 2012.
Schriften Brahim Avdylis wurden auch in den folgenden Büchern publiziert:
“Es fliesst und hinterlässt Spuren”, Gedichte der Studenten Kosovas, “Die neue Welt”, Prishtina (1983); Nebil Duraku, “Die Schriftsteller Kosovas, 1945 - 1985”, Rilindja, Prishtina (1985); “Poezia dal Kossovo”, Anthologie des kosovarischen Gedichtes, Besa Editrice, Nardò (Lecce), Italien (1999); Hasan Hasani, “Lexikon der albanischen Schriftsteller, 1501 - 2001”, Faik Konica – Verlag, Prishtina (2003); “Vulcanul răbdării” Poezie albaneză din Kosova, Poeme traduse în limba romănă de Baki Ymeri, Editura Do-Minor, Bukureşti, 2008.
Gedichte Brahim Avdylis wurden bislang in die italienische, deutsche, rumänische und englische Sprache übersetzt.
Brahim Avdyli ist gleichzeitig Mitglied des Kosovarischen Schriftstellerverbands, des Vereins der Albanischen Schöpfer in der Schweiz und vorallem der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS).
Dies ist das erste Mal dass sich der Autor mit ausgewälten und ins Deutsche übersezten Gedichte dem deutschsprachigen Publikum vorstellt.
Der Autor lebt im Kanton St. Gallen, in der Schweiz, ist aber mit Schriften auch in Kosova sehr aktiv.
Biographie des Autors wird aus den Schweizer Schriftsteller AdS erhalten /
 
 
Brahim Ibish Avdyli:
 
MEIN LIED
 
Mein Lied – mein verwirrtes Leben
es bluteten dir die Finger und zehn Häute legtest du ab
der Sonne nacheilend mit einem Beutel aus Träumen
mit einem Beutel aus Schmerzen, Wünschen – sie platzen
ohne Geschrei und ohne Gejammer, doch immer nacheilend
den Möwen in ihrem Horizontenflug in der Abenddämmerung ...
Deine Pfade verlängern sich, verlängern sich und enden nie
immer weniger bin ich mein Ich – alles habe ich dir geschenkt
mein Waisenmädchen – ein Lied, eine blutdurstige Pflanze;
was soll ich mit dem Schmerz tun, der in jedem deiner Zweige blüht
was soll ich mit dem Kummer in deinen ausgetrockneten Sprossen tun
was soll ich mit den verwelkten Blüten tun – mein erschlagenes Leben
wenn bei Stürmen die Uhrtürme beben,
verbleiben wir ohne Haus und Hof, wir ewigen Herumtreiber
wir fliehen vor dem Vergessen, vor dem Betrug, vor der Gewalt, vor dem Tod ...
doch nirgends das Ende dieser Irrfahrt Odysseus, nirgends Ithaka
das Lächeln schmelze uns das Eis des Alptraums und der Sehnsucht -
die Hände wärme uns der nie verlassene Herd,
erneuere sich unsere Geduld, dir – vom Aufschrei aus der tiefen Hölle
verstummte Stimme, der Hexenwiese entlang...
komm, sammeln wir die zerstreuten Liebesrestchen und die zerfetzten Gedanken
auch mit halber Lunge können wir in Richtung Zukunft gehen
auswendig haben wir es gelernt, wieso die Bergweiden verflucht wurden
und wir lernten zum Meer hinunterzusteigen und zur Sonne hinauf,
den Pfad der Buchstaben erlernten wir, die Pfade des Wortes
lassen wir die Laternen des Geistes leuchten – hier und jenseits des Ozeans
Himmel und Erde bist du für mich – Glut und Asche bin ich für dich
Wiege meiner Träume – mein Wachstum bist du,
flüstere ich dir des abends zu und umarme dich wie ein Kind
mein verwirrtes Leben, mein Tod – die Poesie! ...

Ein Gedicht von Majlinda Saliaj

Majlinda SALIAJ Geboren 1969 in Kukës. Absolvierung der Volks-u. Hauptschule sowie des Gymnasiums am Geburtsort. Studium des Fachs Geschichte-Geographie an der Universität Shkodra. Danach von 1991 bis 1993 Lehrtätigkeit an der Mittelschule in Kukës, von 1993 bis 2003 an der Hauptschule Surrel in Tirana. 2003 Emigration nach Österreich, wo sie als Sozialarbeiterin bei der Caritas tätig ist und an der Netzwerk-Akademie das Fach Sozialpädagogik studiert. Sie hat zwei Kinder und ist Vizevorsitzende des Vereins „Bewegung der albanischen Frau“ in Linz.
 
 

AUS SEHNSUCHT NACH DIR
 
Schmerz vom Schmerz spür‘ ich,
Sehnsucht von Sehnsucht,
Verzweiflung von Verzweiflung,
Enttäuschung vom Betrug,
Wehmut für dich.
 
Die Wolken berühr‘ ich mit Händen,
die Hitze der Sonne wende ich in Eis.
Das Eis vermag ich in Dampf zu wandeln
aus Sehnsucht nach dir.
 
Der Fluss gleicht mir einem Rinnsal,
der Berg einem Haufen Erde.
Die Lava des Vulkans möchte ich aufheben
aus Sehnsucht nach dir.
 
Die Welt erscheint mir so klein,
der Himmel wie eine Hausdecke.
Der Mond wie eine am Baum hängende Banane
aus Sehnsucht nach dir.
 
Sehnsucht, Schmerz, Verzweiflung, Liebe
fühl‘ ich für dich, mein Heimatland,
alt wie das Altertum,
schön wie die Schönheit,
großartig wie die Großartigkeit.
 
Mein Heimatland

_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Samstag, 13. September 2014

Ein Gedicht von Isa Kosumi

Isa Kosumi Geboren 1961 im Dorf Tugjec der Gemeinde Dardana (Kamenica). Seit 1992 in der Emigration in Österreich. Als Magister der Wirtschaftswissenschaften verfasste er eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten. Seit 2009 zählt er als Vizekonsul zur Pleiade der Diplomaten Kosovas in Österreich.
 
 
LIED OHNE MELODIE
 
Oft wollte ich durch ein Lied was sagen,
die tiefen Wunden ausbreiten, geschlagen von dir.
Sobald ich die Verse wob, verlor sich die Melodie in der Ferne.
Ein Lied ohne Melodie, dieses mein Lied voller Sehnsucht
 
Mein Lied bricht sich durch die Alpen Österreichs,
durstig steigt es zur Heimat hinab, zu dir in Prishtina.
Wortgewaltig sandt‘ ich es dir, zu erschüttern das
Himmelsgewölb‘.
Nur auf der Skipetaren Boden findet es seine Ruh‘...
Das Exilraubte mir die schönste Zeit.

 Die Ballade der Auswanderung brachte mir nur Sehnsucht,
ganze zwanzig Jahre.
Hier hörte ich das Lied,
ein kaltes Lied,
ohne Melodie
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Izri Rexha

Izri Rexha Geboren am 14. Mai 1964 in Barileva bei Prishtina, wo er auch die Volksschule absolvierte. Von 1979 bis 1981 Besuch der Mittelschule „29 Nëntor“ in Prishtina. Danach Wechsel in das Gymnasium „Eqrem Çabej“ in Prishtina mit Spezialisierung auf technischer Redakteur im Journalismus. Im September 1983 Beginn des Pädagogik-Studiums an der Philosophischen Fakultät der Universität Prishtina. 1989 Diplom im Fach Geschichte der Pädagogie beim bekannten Professor Hajrullah Koliqi. Im Jahr 2014 veröffentlichte er einen Gedichtband mit dem Titel "Am Strand von Grau".
Seit 1998 lebt und arbeitet er in Österreich.
 
 
SCHWARZE AUGEN
 
Noch heute trauere ich ihren
schwarzen Augen nach,
die ich zusammen mit ihrer Liebe verloren.
Mit ihren Absätzen ging sie auf der Straße
wie im Traum und verließ mich dennoch langsam.

Wie in einer Wiener Symphonie blieb mir in Erinnerung
ihre süße Stimme voll Gefühl, voll Melodie.
Auch wenn sie laut wurde, erklang sie wie ein Vers,
der sich leichten Tones näherte.

Noch heute trauere ich ihren schwarzen Augen nach,
ihren Haaren, die in der Luft tanzten,
den blitzartigen Bewegungen ihres gewundenen Körpers,
der ununterbrochen von Weitem lockte.

 Ungelöst blieb der Eifersucht Rätsel.
Vielleicht war es nicht der Grund, nicht die Wahrheit,
dass in Selbstzerstörung ihre Seelentiefe sie verlor,
gepackt von rätselhaftem Wirbel.

 Und so brach ein Hass aus, wie ein Blitz,
ohne an eine Trennung von diesen schwarzen Augen zu denken.
Ich wollte sie nicht sehen, wollte sie nicht fühlen,
damit die Liebe wieder ihren Platz fände, ihren Sinn.

 Noch heute trauere ich ihren schwarzen Augen nach,
so fern von mir, der unfähig, sie wiederzusehen.
Vielleicht sind sie inzwischen verwelkt, ohne diesen Glanz,
doch ich bin sehnsuchtserfüllt, sie wiederzusehen
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Mërgim Osmani

Mërgim Osmani Geboren am 7. April 1971 in Randobrava bei Prizren. Absolvierung des Gymnasiums „Gjon Buzuku” naturwissenschaftliche Richtung, Fach Biologie in Prizren. Er hat Gedichtband mit dem Titel "Wir werden sammeln ..." veröffentlicht. Lebt in Wien, Österreich.
 
SAMMELN WERD‘ ICH

 Sammeln werd‘ ich deine Worte,
sie in Liederverse gießen.

Werde Liebesserenaden singen
in stillen Nächten, irgendwo am Ufer.
 
Sammeln werd‘ ich dein Lächeln,
es mit eisigem Wasser trinken.
Werde der Seele Unruhe erfrischen,
langsam zu dir kommen.
 
Sammeln werd‘ ich dein langes Haar,
es zu Blumenkränzen flechten.
Werde dir verlor‘ne Träume bergen,
sie in nächtlichen Schlaf dir streuen.
 
Sammeln werd‘ ich deine
vergoss’nen Tränen,
mit Tau die Augen dir waschen.
Werde alles Glück der Welt horten,
es in schönem Strauß dir bringen.
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Haxhi Morina

Haxhi Morina Geboren 1957 in Gjakova. Volks-und Mittelschule am Geburtsort. Hochschule in Österreich. Diplomkonsulent für Sozialarbeit. Ehrenamtliche Tätigkeit für einige Hilfs-organisationen in Österreich.1994 Veröffentlichung des albanischsprachigen Gedichtbands „Die kalte Stunde“ (Verlag Bledi As“), redigiert von Teki Dërvishi.
 
 
DIE KALTE UHR
 
Die Uhr, sie nahm mir die Erinnerungen,
legte sie auf ihr Feld.
Du
und du.
Die Zeit mit rhythmischen Tick-Tack-Augenblicken.
Die Uhr mit Schnee, mit Galle gelbt mich.
Mein feindliches Feld.
Elend, schwarz.
Eins-zwei-drei Zeit Schnee.
Kalt, Marmor, Grab.
Schlägt zwölf und ein Mal,
ein Mal im Frühling,
in meiner Exaltation.
Nahm mich, brachte mich, ließ mich.
Mit Flut und Sturm nahm mich
die öde Erinnerung.
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Edona Ramadani

Edona RAMADANI, Geboren am 1. November 1987 in Struga.Bereits in jungem Alter Emigration nach Wien,wo sie zur Zeit Deutsch und Englisch studiert.
 
 
NOSTALGIE
 
Leidenschaftliche Nostalgie
tief in meiner Brust mir schläft.
Erwacht so oft und zeigt sich mir als Erinnerung.
Halte sie in der Hand,
berichte ihr von den neuesten Ereignissen.
Erzähle ihr Märchen,
moderne,
lange,
uninteressante.
Mache sie bekannt mit exotischen Menschen,
westlicher Hegemonie.
Beschreibe ihr die Skulpturen,
die berühmten,
eisigen.
Wir trinken Wasser
mit besonderem
Geschmack.
Besuche mit ihr
unbekannte Plätze,
runde Ecken,
mysteriöse Umgebungen.
und drücke ihr meinen Wunsch aus,
dass sie zurückkehren möge in meine Brust,
weiterzuschlafen,
zu brodeln,
mir bloß Erinnerung zu bleiben.
Denn nur meine Brust
kennt mein
e Sehnsucht.
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Sevëme Fetiqi

Sevëme Fetiqi ist geboren am 7 Mai in Vushtrri, Kosovo. Die Grundschule und Gymnasium beendete sie in ihrer Heimat und studierte dann Medizin an der Universität Prishtina. Schon während der Schulzeit zeigte sie ihr Interesse und ihre Gabe für Poesie. Ihre Gedichte wurden in fast allen albanischen Zeitungen publiziert. Sie hat bis jetzt vier Bücher veröffentlicht und zwar: BLAUE KRANZ (1985), DIE SPUREN MEINER RÜCKEHR ( 1998), ERNUERTE BILDER ( 2012) und EIN SCHLUCK LIEBE ( 2...014).
2003 wurden ihre zwei Gedichten auch in deutscher Sprache in ANTOLOGJIA E POEZISE MODERNE SHQIPTARE vom Ferdinand Laholli überzetzt.
Zur Zeit lebt und arbeitet in Offenbach am Main, in Deutschland.
 
 
DIE SPUREN MEINER RÜCKKEHR
    
Meine Träume vollgepackt
reisen kaotisch ohne jegliche Kontrolle
durch die Weiten des Lebens
die sich dunklen Höhlen ähneln
in denen sich wilde Tiere
inkalten nächten verstecken
 
Sie reisen durch die Weiten des Lebens
wo es keine Grenzen, Zollbeamte
und Identitäten gibt
ohne Gewalt, Haftung oder einen Feind
 
Nur vollgepackt mit den Bildern
meiner Sehnsucht auf der Hand
sie steigen aus mit einem Gepäck
voll Unsicherheit
 
Ich bin ein Kind
meine Mutter eine Braut
sie zündet ein Feuer Erinnnerungen in mir
hier als Beweis meiner Rückkehr
sind meine Spuren geblieben
 
Meine Träume siegen
ein Stein fällt auf sein Platz
Ich kehre zurück
finde mich selbst
auf verlassene Gleisen
 
Meine Wimpern schütteln Tränen aus
das Kissen ist meine Zeuge
der Schrei meines Kindes erweckt mich
die Glocken geben einen neuen Tag bekannt
doch mein Herz ist noch dunkel
 
Meine Träume spielen mit den Jahreszeiten

1997 Mühlheim am Main
 
überzetzt vom Blerta Preteni
 

Freitag, 12. September 2014

Ein Gedicht von Xhenc Bezhi

Xhenc Bezhi wurde am 15.11.1961 in Gjakova, in Kosova geboren. Diplomierte er in einer Hochpädagogischen Schule, „BAJRAM CURRI“, Sprache und Literatur. Eine Zeit lang arbeitete er als Lehrer und war auch im Stadttheater tätig. Von 1992 bis 1993 migrierte er in Österreich, wo er heute noch lebt. Mit Schriften beschäftigte er sich schon seit seiner Jugend, als Gymnasiast schrieb er sogar für di e Zeitschrift „Shtigje“, vom literarischen Klub „Gj. N. Kazazi“ in Gjakova. Zusammen mit einer Gruppe bekannter Schriftsteller, veröffentlichte er einige Poesien im gemeinsamen Buch „Asht e gjak Arberie“, welches sein erstes Werk war. Sein zweites Buch ist „Tregime nga Malesia e Gjakoves“ und erscheint bald mit zwei weiteren Büchern, „Leter mbretit tim“ und „Krushku Mergimtar“, die ebenfalls Poesi behandeln.
 
 
DER OBDACHLOSE

Er ist nicht wie die anderen.
Seine Hosentaschen,
immer leer,
mit Steinen füllt ihr sie,
greift trotzdem niemanden an,
und wehrt sich auch nicht mit ihnen.

Mit diesen Steinen umrandet er die Blumen,

mit seinen krustigen Händen
er hat sie in einer Ecke eingesetzt,
am Rand der Straße,
am Rand der Stadtbrücke,
unter der er sich schützt
wenn es regnet
oder ein Schneesturm weht.

Wo er die Pflanzen nimmt,
auch den Willen,
auch wo er die Nacht verbringt,
Nein, weiß ich nicht,
sehe ich nur seine Hilfsbereitschaft
ohne Worte,
immer fürsorglich,
dass die Seele und die Augen uns freuen
mich und dich.
 
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Mittwoch, 10. September 2014

Ein Gedicht von Shefqet Dibrani

 Shefqet Dibrani (03.08.1960). Geboren im Gërdofc bei Podujeva. Die Volksschule begann er an seinem Geburtsort und schloss sie im Dorf Batllava ab. Die weiterführende Schule besuchte er im Technischen Schulzentrum, chemisch-technischer Zweig, in Obiliq, und die Pädagogische Hochschule, Fachrichtung Biologie-Chemie, in Gjakova.
1984 emigrierte er in die Schweiz.
Sh. Dibrani, beschäftigt sich neben Dichtung und Literaturkritik auch mit Journalismus.
Shefqet Dibrani lebt im St. Gallen (Schweiz).
 
 
BAHNHOFSTRASSE ZÜRICH
 
In der Bahnhofstraße in Zürich
trinkt man Kaffee wie im Kinosaal;
vorüber hasten andere Leute...

mit Schildem auf Brust und Rücken
sie fordern lauthals Ruhe und Frieden
an einem Ort,
der sich nach Paradies und Gerechtigkeit anfühlt
 
In der Bahnhofstraße in Zürich
sind die Sitze aufgereiht wie im Kinosaal
damit an denen, die Kaffee trinken,
nicht hinterrücks das Leben vorbei geht
 
In der Heinrich-Pestalozzi-Grünanlage
wird der Schmerz eines Kindes gefüttert;
zu seinen Füßen
auf dem ergrünten Gras
schlafen wegelose Reisende
die spät, sehr spät erwachen
an einem Tag voller Arbeit
aber ohne sie

CH-Zürich, Bahnohf str.
11 korrik 2003.

Ein Gedicht von Dan Kosumi

Dan KOSUMI Geboren 1966 im Dorf Tugjec der Gemeinde Dardana. Volks und Mittelschule in Dardana. Hält einen Abschluss in Rechtswissenschaften. Literarische Betätigung schon seit der ersten Schulzeit, obwohl seine Werke niemals in der Schulzeitung veröffentlicht wurden, weil sie der damaligen Zensur der Schulbehörden zum Opfer fielen. Im Januar 2012 erschien sein erster albanischsprachiger Gedichtband „... und es kommt ein
Tag ...“.
Dichter Dan Kosumi, lebt und arbeitet in Österreich.
 
 
DIE ASCHE MEINES KÖRPERS
 
Werft sie in die hellblauen Wellen des Ionischen Meeres,
die Wogen mögen mir die in Asche gelegte Anmut küssen,
dass ich die Welt bereise, von Küste zu Küste,
ausruhe an den Ufern, wo Feen und Elfen schmachten.
Die Ewigkeit möge mit den Geistern tanzen
inmitten von Sirenen und verlorenen Seelen.
Jenseits des Bermudadreiecks
soll meine Seele sich laben in der blaufarben Stille
 
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Anton Marku

 Anton MARKU Geboren am 15. August 1971 in Gjakova. Volksschule und Mittelschule in Gjakova, wo er auch die Höhere Berufsschule „Bajram Curri“ im Fach Albanische Sprache und Literatur absolvierte. Abgeschlossenes Universitäts-studium in Prishtina. Magisterstudium „Europäische Studien“ in Wien. Seit einiger Zeit lebt und arbeitet er in Wien.
Bisher 5 Gedichtbände veröffentlicht, welche auch ins Englische, Deutsche und Rumänische übersetzt worden sind:
Zyklon der Liebe“, 2000
Spuren über den Schatten“,2002
Die Mitternachtssonne“, 2004
Die blaue Vision“, 2010
Im Duett mit sich selbst“, 2012
Marku hat sich auch im 2009
erschienenen Gedichtband mit Beiträgen von ausländischen Dichtern in Österreich „Man fragt mich, ob ich bin“ präsentiert. Er ist Mitglied des Schriftstellerverbands Kosovas und des Literaturklubs „Gjon Nikollë Kazazi“ in Gjakova.
 
 
IM DUETT MIT SICH SELBST
 
Freund wurde ich dem Schweigen
um meinem Getöse zu begegnen.
 
Auf den Minenfeldern sammelte ich
die nicht abgeschossenen Pfeile auf,
die Rosen des Krieges
 
Der Durst nach dem Menschen
wurde niemals gelöscht
bei den angezündeten Laternen
gegenüber.
 
Übersetzung: Kurt Gostentschnigg
 
 
 _______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Zef Ndrecaj

Zef NDRECAJ Geboren am 12. Oktober 1962 im Dorf Krusheva e Madhe der Stadtgemeinde Klina. Er absolvierte im Fach Chemie die Pädagogische Hochschule „Bajram Curri“ in Gjakova. Danach arbeitete er fünf Jahre als Lehrer. Seit 1991 lebt er in der Emigration in Österreich.
Veröffentlichung folgender Bücher:
„Abgeschnitten“, Gedichtband, Literaturklub Vorea Ujko, Klina 2000
„Die Turmuhr“, Vorea Ujko, Klina 2002
„Die Schule des
Teufels“, satirischer Roman, Vorea Ujko, Klina 2002
„Zimmergeschichten von Lugu i Drinit (Folklor)“, Vorea Ujko, Klina 2002
 
 
GEBROCHENE WEGE
 
Ihr gebrochenen Wege
Ich blätterte in der Chronologie
In den Fenstern vom Schloss
Dort schreibe ich die Ballade
von der Freiheit.
 
Die Wege bringen Nebel
Besetzte das Polyfon des Friedens
Aber das Blut blüht auf dem Gletscher
Die Handfesseln halten nicht die Hoffnung des Volkes.
 
Und die Wiege jahrhundertelanger Träume
Gebärt und kostet gefesselt das Leben
Auf der Stirn werden die Wege geschrieben
Hält die Karte der Migration an.
 
Und in das
Fundament des Schlosses
Gravierte ich zwei Wörter
„Hier bin ich Gott“
Das Lichtjahrhundert ist gekommen!
 
 
 _______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Ragip Dragusha

Ragip DRAGUSHA Geboren 1953 in Shkodra, wo er Volks und Mittelschule absolvierte. Noch in seiner Schulzeit schrieb er sein erstes Gedicht über seine Mutter. 1972 Matura Absolvierung. In den 90er Jahren emigrierte er nach Wien. Seit 1993 schreibt er Gedichte über Migration.
Veröffentlichungen:
Glückseliger Traum“,Prishtina 2013 und
Die Kraft des Schicksals und der Liebe“, Prishtina 2013.
 
 
DANK SEI DIR, WIEN
 
Meine Augen unter Tränengewalt,
der Helm mich zu Skenderbeg gewandt,...

erinnerte er mich an des Helden Kampfesgestalt
fur Freiheit und Vaterland.
 
O Wien, du symphonische Süße der Melodien,
deine Tradition in alten
Stein gemessen,
bewahrtest den Größten, vor dem wir in Ehrfurcht knien,
den wir Albaner niemals vergessen.
 
Dank sei dir, Wien, dass du Skenderbeg uns wiederbelebt!
Nach fünf Jahrhunderten hobst du ihn aus des Grabes Leer‘,
kleidetest ihn mit den Waffen,
für das Vaterland gestrebt.
Freu dich, Albanien, über deines Sohnes Wiederkehr!
 
Dank sei dir, Wien.
 
 
_______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Besim Xhelili

 Besim XHELILI Geboren am 11. Februar 1977 in Tetova, aufgewachsen im Dorf Përshefca. Mittelschul besuch in Tetova. Danach ein Jahr Geographie: Studium an der Universität Tetova. 1996. Veröffentlichung der Monatszeitschrift „Venera“. Seit 1998 in Wien. 2007 Fortsetzung seines Studiums in Wien. Bisher 4 Gedichtbände auf Albanisch veröffentlicht:
Emotionen“, Tetova 1996
Ich in deinen Augen“, Shkup 2007
Eingefrorene Ballade“, Prishtina 2012 und...

Zwischen Blumen und Tränen“, Prishtina 2013
 
 
MAL ZU MAL
 
Gingen zum Brunnen um Wasser zu holen
Fanden das Blut der Vorfahren
Hinterrücks auf der Flucht getötet
Und einige ausgetrocknete Blumen.
 
Ihre Seele sprach aus dem Jenseits
Der Wind pfiff schmerzvoll
Alte stämmige Eichen der Arbnoren
Liesen das Land beben.
 
Aus der Ferne war zu hören
Das Lied des Glücks und der Hoffnung
Das war das Weinen der sehnsuchtsvollen Herzen
Der Weisenkinder.
 
Oh, bei Gott im Himmel 
Auch die Tränen waren feurig
Meine Seele vereinte sich mit dem Lied
Mal weinend mal mit Freudentränen.
 
 _______
Von Anthologie ILLYRICUM

Ein Gedicht von Haxhi Muhaxheri


Haxhi MUHAXHERI Geboren  am 4 Juni 1967 im Dorf Kosuriq der Gemeinde Peja - Kosova. Volksschule in Gllogjan bei Peja. Mittelschule in Klina. Universitätsstudium in Pristina. Fünf Jahre lang Vorsitzender das " Verband junger Schriftstellerinnen Kosovas".
Haxhi Muhaxheri, schreibt Gedichte, Kurzgeschichten, Literaturkritik und Journalismus Artikel. Er war Herausgeber der Verlag "Pen" /Albanisch - Pena/ und hat mehrere erste Preise für die Poesie im Kosovo gewonnen. Seine Gedichte wurden in mehreren Anthologien aufgenommen worden.
Es ist auch Gründer und Geschäftsführer Administrator der elektronischen Zeitschrift "Albplanet", die elektronische Zeitschrift für Kinder "Bukureza" das Portal "Albanischen Hour" /Ora shqiptare/ und mehrere andere literarische und journalistische Websites.
Seit 1999 lebt in Österreich, und seit 2003 wohnt in St. Georgen i.A. Derzeit arbeitet in der Firma Medien Zustell GmbH - Oberwang.
 
 
WENN DAS WORT MICH MIT SICH REISST
 
Wenn das Wort mich mit sich reißt,
überfluten mich die Freuden,
als ob alle Liebsten
bei mir wären.
 
Wenn das Wort mir nachhinkt,
lass ich mich wolllaufen,
als ob ich das Gift dieser Welt
getrunken hätte.
 
Wenn das Wort mir zulächelt,
sonne ich mich, erhöhe ich mich,
als ob ich alle Reiche
gestürzt hätte.